Familienstellen nach Bert Hellinger
Seit Generationen sind wir mit der Familie, aus der wir stammen, verbunden.
Sie prägt unbewußt unsere Sicht der Welt, unser Fühlen, Denken und Handeln. Sie ist damit ein Teil der Ursache für die Qualität unserer Beziehungen, unserer Gesundheit und unseres Lebensweges.
Bei der systematischen Familienaufstellung geht es darum, erfahrbar zu machen, auf welche Art und Weise jemand in den familiär-sozialen Kontext eingebunden ist. Dies geschieht durch die Aufstellung des eigenen Familiensystems oder durch die Mitwirkung bei der Familienaufstellung anderer.
Bei Interesse bitte weitere infos abrufen!
Familienaufstellungen nach Bert Hellinger machen tiefe Verstrickungen mit dem Schicksal von eigenen Familienangehörigen sichtbar und bieten oft Lösungen. Gearbeitet wird mit der Ursprungsfamilie und dem Gegenwartssystem, zu dem alle wichtigen Partner, sowie alle Kinder gehören.
Der Klient schildert dem Therapeuten kurz
sein Problem, privat oder beruflich. Dann sucht er intuitiv aus der Gruppe, stellvertretend
für seine Familienmitglieder und für sich selbst Personen aus und plaziert
sie, gemäß eines inneren Bildes, im Raum. Dem Therapeuten gibt das
so entstandene "Aufstellungsbild" Auskunft über die Beziehungen
der aufgestellten Personen untereinander. Die Darsteller erleben authentische
Gefühle und Gedanken der vertretenen Personen. Familiensysteme zeigen eine
bestimmte Dynamik: wird ein Mitglied oder sein Schicksal nicht geachtet, folgt
ihm ein später Geborener in seinem Schicksal nach. Kinder identifizieren
sich oft mit frühreren Partnern oder Verwandten der Eltern- oder Großelterngeneration,
die ein schweres Schicksal hatten. Die Folgen reichen von psychischen Belastungen
und unerklärlichen Verhaltensmustern über Beziehungsstörungen bis
zu manifesten Krankheiten, Sucht und Todeswünschen.
In der Gegenwartsfamilie
geht es oft um die Würdigung eines frühreren Partners und das bewußte
Annehmen der Elternteile und deren Schicksal. Diese Anerkennung gibt der Liebe
eine Chance, zu funktionieren. Aufstellungen bringen die familiären Beziehungen
in Ordnung und verbinden uns mit unseren Wurzeln. sie sind auch wirksam bei traumatischen
Kindheitserfahrungen, sexuellem Mißbrauch, Unfällen und beruflichen
Problemen.
"Wenn die Familie auf diese Weise in Ordnung gebracht ist,
kann der einzelne aus der Familie herausgehen. Dann spürt er die Kraft der
Familie im Rücken" B. Hellinger
Artikel aus: Seminarbeschreibung Dr. Dietmar Höhne; Earth Oasis, Ganzheitliche Reisen und Seminare GmbH, Köln, 2003
Ein Ausschnitt aus dem Erleben einer Teilnehmerin (nach www.tantra.at/home.htm)
Familienaufstellung
Als ich das erstemal das Wort Familienaufstellung las, hinterliess es mir jenes fade technische Gefühl wie so manch andere Bezeichnung von Modellen, die auf das so vielschichtige Wesen Mensch gestülpt werden, in der Hoffnung, ein klein wenig mehr zu verstehen.
Es verstrichen einige Monate...
Wir treffen
uns im Freiraum, sinnigerweise; ein schöner, grosser Raum mit Holzboden,
teilweise freigemachtes Mauerwerk lugt hervor, Sitzkissen und Decken entlang der
Wänden, im Kreis.
Ich bin neugierig und etwas nervös. Es ist das
erstemal, dass ich hier bin und das, worum es geht, kenne ich nur von Beschreibungen
anderer, vermischt mit dem unbestimmten Gefühl, dass es für mich irgendwie
wichtig sein könnte.
Anstatt erst einmal beobachten zu können
wie "es" geht, werde ich gleich bei der ersten Aufstellung gefragt,
ob ich die Rolle der Mutter übernehmen möchte. Ich werde an der Hand
geführt.
Da, ja, das ist gut hier, das ist der richtige Platz.
Hm, nein etwas mehr nach links, ja.
Nun lässt die Hand mich los, das
ist also der richtige Platz.
Hm, denke ich, interessant.
Und dann passiert etwas Verblüffendes. Ich werde plötzlich mit ganz anderen Gefühlen bestückt, ich fühle meinen Körper anders als sonst und die Stimmung ändert sich. Und als noch mein Sohn vor mich hingestellt wird, bin ich innerlich in eine Furie verwandelt, der Platz, auf dem ich stehe, gefällt mir gar nicht mehr, und ich möchte am liebsten davonlaufen....
Was geht da vor sich?
Eigentlich ist es ja ganz einfach. Es stellt jemand, der z.B. seine Ursprungsfamilie
anschauen möchte, alle beteiligten Personen auf, d.h. Vater, Mutter, Brüder,
Schwestern ... Er sucht sich aus den hier Anwesenden den entsprechenden Vertreter
aus, der diese Rolle spielt. Stellt jeden Beteiligten so auf im Raum, wie es ihm
richtig erscheint, nebeneinander, auseinander, gegenüber etc.
Der Leiter
der Aufstellung stellt gezielte Fragen, die Darsteller geben Antwort und das Übrige
passiert einfach...
Das Faszinierende an der ganzen Geschichte ist, dass
es funktioniert und auf unerklärliche Weise auch Verschwiegenes oder Vergessenes
zu Tage fördert und so Lösungen von Trauer, Wut, Ohnmacht u.v.m. möglich
macht.
Ich wage den Versuch und stelle mein Ich und meine nun schon ernst
gewordene Krankheit mit Hilfe zweier Darsteller in den Raum. Es macht mir Sinn,
dass ich die Krankheit vor das Ich stelle, sehr dicht.
Ich spüre, weiss,
dass es genau meiner Situation entspricht.
Dann setze ich mich wieder hin,
in der Mitte die beiden Figuren hintereinander stehend.
Noch bevor die Leiterin
der Aufstellung, Helena Krivan, die kleine Gruppe erreicht, beginnt das Ich sich
zu krümmen wie eine Blume die verdurstet, der Kopf an der Krankheit angelehnt.
"Wie geht es dem Ich?", fragt Helena.
"Mich zieht es
zu Boden, mir geht es ganz schlecht!"
Wie geht es der Krankheit? "Mir
geht es sehr gut! Ich fühle mich stark und lebendig."
Das Ich bekommt
mehr und mehr unsicheren Stand, es ruft: "Meine Knie! Meine Knie, ich kann
sie nicht biegen, sie sind steif, es drückt sie nach hinten!" Dabei
hält es sich an der Krankheit fest, um nicht hinzufallen...
Es braucht
sehr viel Einfühlungsvermögen und Gespür, um die richtigen Fragen
im richtigen Moment zu stellen.
Es braucht geschulte Beobachtung, um die
vielen kleinen Details wahrzunehmen. Helena ist eine Meisterin, sie versteht ihre
Arbeit.
Einwände wie: das ist doch alles Theater! oder: Ist doch nur
ein Zufall! haben keinen Bestand, denn die Sprache, die mir dies Schauspiel bot,
die von mir ausgesuchten Darsteller, die keine Ahnung von meiner Krankheit hatten,
war deutlich und gab mir mehr als nur eine Antwort.
Es funktioniert, sagt
der Verstand.
Es berührt die Essenz, sagt das Herz.
Es erinnert
an die vergessene Kraft, die alles erschafft, sagt die Seele.
© GB Steijn 2000